SPEKTRUM IRAN
Year:2017 | Volume:30 | Issue:1|Papers Count:7

GERMAN: SPEKTRUM IRAN ist eine › Zeitschrift fü r islamisch-iranische Kultur‹ undversteht sich als ein wissenschaftliches Forum zur Fö rderung des Dialogszwischen iranischer und deutscher Kultur. Die Prä gung beider Kulturenkennt nicht nur Differenzen, sondern auch viele Gemeinsamkeiten undÜ berlappungen. SPEKTRUM IRAN legt einen Kulturbegriff zugrunde, der es ermö glicht, dieBerü hrungen und wechselseitigen Befruchtungen beider Kulturen in Geschichteund Gegenwart darzustellen. Es stellt verschiedene Dimensionenund Facetten der islamisch-iranischen Kultur vor, um eine fundierte Grundlagefü r einen solchen offenen Dialog zu schaffen. Hierzu werden vernachlä ssigteQuellen herangezogen, um die Vielfalt philosophischer, religiö sersowie wissenschaftlicher Zugä nge zur modernen Welt neu zu durchdenken. SPEKTRUM IRAN sieht sich verpflichtet, Grundpositionen und Perspektivensowie Schlü sselfragen der Wissenschaft, Politik und Philosophie kritischzu wü rdigen. Zur Darstellung kommen auch die Besonderheiten derKunst und Architektur der iranischen Geschichte und Gegenwart. SPEKTRUM IRAN erscheint viermal jä hrlich und steht allen Interessiertenzur Mitarbeit offen, die eine interkulturelle bzw. interreligiö se Verstä ndigungim Geiste wertschä tzender Toleranz und Anerkennung suchen.

GERMAN: Einleitende Gedanken Im traditionellen Christentum gibt es die katholischen, die orthodoxen, diealtorientalischen und die protestantischen Kirchen. Eine ä hnliche Differenzierunggibt es auch im Islam: Sunna und Schia sind die zwei Hauptströ mungendes Islams, die auf der islamischen Offenbarung beruhen. Sie sindwesentliche Elemente der islamischen Orthodoxie, die es von Anfang angab. Die Schia ist weder heterodox noch ist sie eine Lehrmeinung. WederSchia noch Sunna sind spä tere Empö rungen gegen die etablierte Orthodoxieund dü rfen daher in keiner Weise mit Reformbewegungen im Christentumoder Judentum verglichen werden.

GERMAN: Einleitende Gedanken Das Schiitentum in Persien war die Rechtsschule einer Minderheit, bis sie inder Safawidenzeit offiziell anerkannt wurde. Diese Anerkennung ermö glichtedie Ausweitung und Entwicklung der Schia. Normalerweise hattendie offiziellen Rechtsschulen aufgrund staatlicher Unterstü tzung keineSchwierigkeiten, sich auszuweiten. Die Schia war darin keine Ausnahme. Dieser Beitrag beschä ftigt sich mit der Frage, aufgrund welcher staatlicherErfordernisse und in welchen Bereichen sich die Schia in der Safawidenzeitausgeweitet hat. Um die Ursachen zu begreifen, mü ssen die gesellschaftlichenVoraussetzungen der Safawidenä ra, vor allem zur Zeit der Grü ndungder Safawidendynastie, sowie die Beweggrü nde ihrer Begrü nder berü cksichtigtwerden.

GERMAN: Einleitende Gedanken Wenn eine glä ubige Schiitin oder ein glä ubiger Schiit nach den Grundprinzipienihrer oder seiner Religion gefragt wird, ist in der Regel von fü nfGrundprinzipien des Islams die Rede. Bei diesen Prinzipien handelt es sichum drei, welche Sunniten und Schiiten gemeinsam sind und die als allgemeinePrinzipien der Religion › usul ad-din‹ genannt werden. Dazu gesellensich zwei Prinzipien, welche zur Schia gehö ren und als Prinzipien derRechtsschule › usul al-mazhab‹ bezeichnet werden.

GERMAN: 1. Ziel der Abhandlung Zu Beginn mö chten wir darauf aufmerksam machen, dass das Wort › Imam‹ zwö lf Mal im gesamten Koran vorkommt; sieben Mal in der Singularformund fü nf Mal im Plural, unter anderem im 124. Vers der zweiten Sure › al-Baqarah‹ (die Kuh). In diesem wird beschrieben, wie der Prophet Abrahamzum Imam ernannt wurde, nachdem er bereits zum Propheten erwä hltworden war, und dass sein Rang als Imam seine Stufe als Prophet ü berragt.

GERMAN: 1. Die Erklä rung der Grundprinzipiender schiitischen Rechtsschule Die religiö sen Grundlagen des schiitischen Islam basieren auf dem Koranund den Ü berlieferungen des Propheten. Diese Aufgliederung ist aus zweiGrü nden zentral: Erstens wird bewiesen, dass die Schia zum Wesen desIslams gehö rt und deren Anhä nger im Koran sowie in den Ü berlieferungenverwurzelt sind. Diese Rechtsschule geht im Hinblick auf den Glauben aufdie Zeit des Propheten und nicht auf die Ereignisse sowie die historischenEntwicklungen nach dem Tod des Propheten zurü ck. Der Glaube, das islamischeRecht, die Ethik sowie die Haupt-und Nebenprinzipien der Schiasind in den Anfä ngen des Islams und in der Zeit des Propheten verwurzelt.

GERMAN: Heutiger Zustand der Region und seine Ursprünge Westasien befindet sich gegenwä rtig im Zustand der Geburt neuer Staaten, in deren Folge sich eine neue politisch-geografische Lage herausbildenwird. Iran hatte vor knapp ü ber hundert Jahren fü nf Nachbarn zu Wasserund zu Lande, aber inzwischen sind es fü nfzehn unmittelbare Nachbarn. Eshandelt sich dabei um Lä nder, die zu ihrer Stabilisierung, aber auch zurErhaltung ihrer nationalen Identitä t im Wettbewerb miteinander ein › Geschichtsbild‹ erstellen mü ssen, um ihre jeweilige Vergangenheit mit ihrenschweren konfessionellen, sozialen, ethnischen, kulturellen und religiö senKrisen aufzuarbeiten. Dies betrifft auch ihr jeweils geschichtliches und kulturellesErbe, das sie mit Iran schon von alters her verbindet.